Leuchtender Frühlingsbote - Der Aurorafalter

(Anthocharis cardamines)

 

Nicht umsonst ist sein Name mit der Göttin der Morgenröte (lat. Aurora) assoziiert. Der Aurorafalter ist ein wahrer Frühlingsbote, da er zu den ersten Tagfaltern gehört, die man im Frühjahr häufig beobachten kann. Mit etwas Glück ist der Aurorafalter schon Ende März an Straßen- und Waldrändern zu sehen und er vertreibt mit seiner leuchtend orangenen Färbung die letzten Überbleibsel des Winters.

Der zu den Weißlingen (Pieridae) gehörende Falter hat eine Flügelspannweite von 35-45 mm und ist bis in den Juli hinein zu beobachten. Die Vorderflügel der Männchen sind auf der Oberseite charakteristisch orange-weiß gefärbt (Abb. 1). Das Weibchen ist oberseits hingegen einfarbig weiß mit schwarzen Vorderflügelspitzen (Abb. 1). Die Unterseite ist bei beiden Geschlechtern grün-weiß marmoriert (Abb. 2). So sind sie mit geschlossenen Flügeln hervorragend getarnt, vor allem wenn sie an Pflanzenstängeln sitzen. Die Männchen lassen sich häufiger beobachten als die Weibchen, da sie in der Nähe ihrer Futterpflanzen patrouillieren, um nach Weibchen Ausschau zu halten. Die Weibchen leben hingegen eher versteckt in Wäldern. Hier gilt die Regel: Die Wahrscheinlichkeit einen Aurorafalter zu sehen ist dort besonders hoch, wo auch seine Futterpflanzen zu finden sind. Bevorzugte Futterpflanzen sind das Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis) und die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata, Abb. 3). Beide Arten gehören zu den Kreuzblütlern (Brassicaceae), kommen auf Feuchtwiesen und schattigen Waldrändern vor und blühen von April bis Juni.

Der Aurorafalter überwintert als Puppe und begibt sich kurz nach dem Schlupf Ende März bzw. Anfang April auf Partnersuche. Ab Mitte April beginnt das Weibchen mit der Eiablage. Dazu sucht es nach frisch geöffneten Blüten ihrer Futterpflanze, legt ein Ei kurz unterhalb der Blüte ab und fliegt direkt zur nächsten Blüte. Auf diese Weise kann es bis zu 300 Eier legen. Die tönnchenförmigen Eier färben sich nach ein bis zwei Tagen orange und nach drei bis zehn Tagen schlüpfen dann die jungen Raupen. Sie sind orange-braun gefärbt und zeigen einen dunkelbraunen Kopf. Nach der dritten Häutung sind die Raupen grün gefärbt mit charakteristischen weißen Seiten, wodurch sie gut zu erkennen sind (Abb. 4). Zu Beginn fressen sie an den Blüten und gehen später zu den reifenden Früchten über. Man kann sie eng angeschmiegt mit leicht angehobenem Kopf an Pflanzenstängeln des Wiesenschaumkrauts oder der Knoblauchsrauke beobachten. Nach circa fünf Wochen beginnen sie mit der Verpuppung am Pflanzenstängel nahe am Boden. 

Abbildung 1: Aurorafalter (Anthocharis cardamines) Männchen (links) und Weibchen (rechts). Foto: Marina Moser

Abbildung 2: Beide Geschlechter des Aurorafalters (hier Männchen) sind unterseits grün marmoriert. Foto: Andreas Haselböck

Abbildung 3: Die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) wächst häufig an schattigen Stellen, wie hier am Wegesrand. Foto: Sebastian Görn

Abbildung 4: Raupe des Aurorafalters mit charakteristischen weißen Seiten. Foto: Andreas Haselböck

Hierbei macht die Raupe etwas Erstaunliches: Sie formt eine sogenannte Gürtelpuppe. Dazu spinnt sie sich einen Gürtel, um sich am Pflanzenstängel zu befestigen. Dann hängt sie sich mit einem Widerhaken am Hinterleib an einem zuvor angelegten Spinnpolster ein und bleibt mit dem Kopf nach oben in ihrem Gürtel hängen, bevor sie sich nach einigen Tagen verpuppt. Die Gürtelpuppe ist braun gefärbt, nach oben zugespitzt und ähnelt stark einem Pflanzendorn. Dadurch ist sie gut getarnt und auch gegen Frost und Schnee geschützt. Im folgenden Frühjahr schlüpft die nächste Generation. Der Aurorafalter kommt nur mit einer Generation pro Jahr vor und die adulten Falter haben eine Lebensdauer von 9-18 Tagen.

Der Aurorafalter kann insbesondere in Siedlungen noch recht häufig angetroffen werden. Das liegt vor allem an seiner Futterpflanze, der Knoblauchsrauke, welche auf den meist stark überdüngten Böden der Städte prächtig gedeiht.

Obwohl er als Puppe vergleichsweise gut geschützt ist, kann der Aurorafalter in seiner Ruhephase leicht Mulch- und Mäharbeiten an Straßen- und Wegrändern zum Opfer fallen. Deshalb ist es wichtig, potentielle Futterpflanzen im Herbst stehen zu lassen und nicht abzumähen, da sich daran die überwinternden Gürtelpuppen befinden, und dort schon auf den nächsten Frühling warten.

Literatur zum direkt Nachlesen

  • Bellmann, H. 2018. Der Kosmos Insektenführer. Kosmos, Stuttgart.


Verfasser: M. Renninger