Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera)

 

Wiesen werden von zahllosen Arten bewohnt, und hinter jeder Art steckt mindestens eine Geschichte die es wert ist erzählt zu werden. Unter dieser Vielfalt an Spezies gibt es aber auch Arten, deren Geschichte so interessant ist, dass sie schon beim bloßen nennen des Namens Glanz in die Augen eines jeden Biologen zaubern. Eine dieser Pflanzen ist die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera)! Diese Orchidee verzaubert nicht nur durch ihr Aussehen (Abb. 1), sondern hat auch eine unglaubliche Fortpflanzungsstrategie: Mit ihrer Blüte ahmt sie nämlich weibliche Bienen nach. Was uns Menschen nur schwerlich als Bienenweibchen identifizierbar erscheint, ist für Bienenmännchen unwiderstehlich. Gleichzeitig verströmt die Blüte auch den Duft weiblicher Bienen. Die Männchen stürzen sich auf die vermeintlichen Weibchen und werden während des glücklosen Paarungsversuchs mit einem Pollenpaket von der Blüte versehen. Mit diesem Pollenpaket fliegen sie zum nächsten mutmaßlichen Weibchen und bestäuben so die Blüten der anderen Bienen-Ragwurz-Exemplare.

Da die Bienen-Ragwurz häufig keinen geeigneten Bestäuber findet, ist sie z.T. auch zur Selbstbestäubung fähig. Sie kommt vor allem auf Magerrasen vor, und verschwindet rasch wieder, wenn ihre Blüten vor der Samenreife abgemäht werden (Abb. 2).

Verfasser: S. Görn

Abbildung 1: Bienen-Ragwurz in der Stuttgarter Innenstadt.
Abbildung 2: Diese Bienen-Ragwurz hatte Glück im Unglück: Obwohl die äußeren Blütenblätter vom Rasenmäher erfasst wurden, blieb die Blüte weitestgehend intakt.