Das Mauswiesel (Mustela nivalis)


Gerade wenn man denkt, zumindest jedes Säugetier im heimischen Garten zu kennen, könnte man bei diesem kleinen Tierchen möglicherweise überrascht werden: Das Mauswiesel (Mustela nivalis), auch Hermännchen genannt, gehört zur Familie der Marder und kann schon mal übersehen werden, denn es ist mit einer Länge von 12 bis 25 cm das kleinste Raubtier (Carnivora) der Welt (Abb. 1). Das Tierchen, das ich in meinem Garten fand, war keine 13 cm lang und die Pfötchen kleiner als der Nagel meines kleinen Fingers. Trotz der Größe und des niedlichen Aussehens möchte ich nicht von diesen rasiermesserscharfen Zähnen erwischt werden! Der Körper ist lang gestreckt, Schwanz und Beinchen kurz und der Kopf flach mit runden Ohren. Wie auch beim nächsten Verwandten, dem Hermelin, ist das Fell am Rücken braun und am Bauch weiß. In Mitteleuropa bleibt diese Färbung meist auch im Winter erhalten, jedoch können Tiere in Nordeuropa, Nordamerika und Sibirien ein komplett weißes Winterfell bekommen. Im Übrigen lassen sich Hermelin und Mauswiesel dadurch unterscheiden, dass das Hermelin etwas größer ist und der etwas längere Schwanz an der Spitze in einem Büschel aus schwarzen Haaren endet.

Abb. 2: Mäuse gehören zur Hauptnahrungsquelle der Mauswiesel, Jäger und Beute unterscheiden sich kaum in ihrer Größe. Foto: Bas Klaver; Saxifraga, Abfrage 18.09.2021.

Abb. 1: Mauswiesel, das kleinste Raubtier der Welt. Foto: Piet Munsterman; Saxifraga.

Sowohl am Tag als auch in der Nacht können die Mauswiesel aktiv sein. Sie stöbern auf ihren Pfaden flink und wendig am Boden nach Beutetieren, während ihre Kletterfähigkeiten eher gering sind. Die kleinen Jäger sind wild und voller Energie, weshalb sie eine große Menge an Nahrung benötigen. Meist besteht diese aus kleinen Säugetieren wie Mäusen (Abb. 2), doch erbeuten Mauswiesel auch Eidechsen, Amphibien, Insekten, Vögel und deren Eier. Kurzum alles, was einigermaßen in das kleine Maul passt oder passend gemacht werden kann. Um ihren hohen Energiebedarf decken und ihr Gewicht halten zu können, braucht ein Hermännchen mehr als zwei Mäuse pro Tag was bei ihrer Körpergröße eine erstaunliche Menge ist. Noch erstaunlicher ist es dann, dass sie nicht einmal vor Ratten oder jungen Kaninchen Halt machen, welche meist mit einem gezielten Biss ins Genick getötet werden. Übrigens sind Kühlschläuche und dergleichen für die Mauswiesel uninteressant, ein Marderschaden ist eher ihren großen Verwandten, den Steinmardern in die Schuhe zu schieben. 

Durch ihren großen Nahrungsbedarf sind die Tiere von einem entsprechend guten Vorkommen von Beutetieren abhängig, insbesondere von Wühlmäusen, innerhalb ihres Jagdgebiets. Die kleinen Räuber bevorzugen offen strukturierte Landschaften, hierbei sollten eine höhere Vegetation wie Büsche, Schilfufer oder ungemähte Wiesen nicht fehlen. Wälder hingegen meiden die Tiere eher. Da sie selbst nicht breiter als eine Maus sind, fällt es ihnen leicht in den Bau ihrer Beutetiere einzudringen und sie dort zu erlegen. Oft bewohnen sie selbst die unterirdischen Mäuselöcher (wie die „Schlüsselübergabe“ dabei abläuft, kann man sich ja vorstellen) oder ähnliche Hohlstrukturen  wie Holz- oder Steinhaufen, in denen sie ihre Jungtiere trocken und sicher großziehen können. Wie viele Junge eine Mauswieseldame, die man auch als Fähe bezeichnet, bekommen kann, ist stark vom Nahrungsangebot abhängig. Nach einem sehr wilden und teils gewalttätigen Hochzeitsritual, bei dem das Männchen das Weibchen fest in den Nacken beißt, um es gefügig zu machen (erst das führt bei den Fähen zum Eisprung), kann die eigentliche Befruchtung stattfinden. Die Tragezeit der Mauswiesel beträgt etwa fünf Wochen, für ein Raubtier ist der Wurf mit drei bis zehn Jungtieren relativ groß. In einem mäusereichen Jahr kann eine Fähe auch zwei Würfe bekommen. Die Jungen kommen blind und wehrlos zur Welt. Nach etwa zwei Monaten verlassen sie ihre alleinerziehende Mutter und nach einem weiteren Monat sind sie bereits geschlechtsreif, sodass sie selbst für Nachwuchs sorgen können. 

Die kleinen Energiebündel haben einen hohen Stoffwechsel (daher der große Hunger), was ihnen eine sehr kurze Lebensspanne von ein bis (in seltenen Fällen) drei Jahren in freier Wildbahn erlaubt, sofern sie nicht von ihren natürlichen Feinden wie Greifvögeln oder Füchsen erwischt werden. 

Um den Mauswieseln etwas unter die kurzen Arme zu greifen, können ihre natürlichen Lebensräume wie unsere Streuobstwiesen mit wenig Aufwand verbessert werden. Zum Dank werden Mauswiesel und Hermelin die Wiese von Wühlmäusen befreien, die den Wurzeln der Obstbäume gefährlich werden können. Beispielsweise hilft den kleinen Jägern ein liegengelassener Haufen aus Ästen oder Steinen als Unterschlupf. Außerdem sind Maßnahmen zur Vernetzung der Biotope hilfreich, beispielsweise kann man beim Mähen einen Streifen hohes Gras stehen lassen, in dem sie sich geschützt bewegen können und so andere Gebiete erreichen. Wenn man mehr als das tun möchte, kann man den Mauswieseln auch Nistkästen helfen, die ihnen Schutz vor Füchsen, größeren Mardern oder Katzen bieten. Hierfür reicht eine geschlossene Holzkiste mit einem mauselochgroßen Eingang, die in Holz- und Steinhäufen versteckt werden kann. 

Literatur zum direkt Nachlesen

  • Niethammer, J. & Krapp, F. (1993): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 5: Raubsäuger – Carnivora, Teil II: Mustelidae 2, Viverridae, Herpestidae, Felidae. Aula Verlag Wiesbaden.

  • Schmitt, B. (2006): Das Mauswiesel in der Kulturlandschaft Südwestdeutschands. Abundanz, Reviersysteme und Habitatnutzung. Laurenti.

  • Marchesi, P., Mermod, C. & Salzmann, H. C. (2010): Marder, Iltis, Nerz und Wiesel: kleine Tiere, große Jäger. Haupt.

Verfasserin: M. Werner