Die Hainschwebfliege

(Episyrphus balteatus)

Im Oktober kann man auf spätblühenden Pflanzen immer noch Insekten finden. Schwebfliegen, die die Blüten besuchen um Pollen und Nektar aufzunehmen, lassen sich besonders gut an warmen Spätsommertagen beobachten. Eine der häufigsten Arten ist die Hainschwebfliege.

Mit ihrer auffälligen gelb-schwarzen Zeichnung imitiert die Art stechende Insekten wie Wespen oder Bienen, obwohl sie selbst gar keinen Stachel besitzt. Sie profitiert damit von der Wehrhaftigkeit dieser anderen Insekten. Dieses Täuschungsmanöver wird Mimikry genannt, und kommt bei Insekten sehr häufig vor. Sie kann es sich also leisten nicht in der Umgebungsfarbe getarnt zu sein, da die Wahrscheinlichkeit gefressen zu werden geringer ist.

Auch im Flug ist die Hainschwebfliege gut zu erkennen, da sie auf der Stelle schweben kann, wobei es scheint als würde sie in der Luft stillstehen. Das erfordert eine sehr gute Balance, dabei helfen ihr die sogenannten Schwingkölbchen (Halteren). Das sind kleine Gleichgewichtsorgane, die sich bei allen Fliegen im Laufe der Evolution aus den Hinterflügeln gebildet haben. Die Schwingkölbchen schwingen während dem Flug in der gleichen Frequenz wie die voll ausgebildeten Vorderflügel, und „messen“ dabei über kleine Sensillen Geschwindigkeit der Fliege, Beschleunigung, und Lage im Raum.

Aber auch über lange Strecken ist die Hainschwebfliege ein exzellenter Flieger. Sie wandert nämlich über die Alpen, im Herbst zieht sie Richtung Süden und kommt im Frühjahr zurück. Dieses Verhalten ähnelt dem von Zugvögeln, es ist aber umso beachtlicher, wenn man den Unterschied in der Körpergröße bedenkt. 

Bild 2: Eine männliche Hainschwebfliege. Auf dem Hinterleib ist gut der feine „Schnurrbart“ zu erkennen, ein Muster an dem man Männchen und Weibchen gut unterscheiden kann. Foto: Sebastian Görn

Bild 1: Ein Hainschwebfliegen-Weibchen auf einer Blüte des Schmalblättrigen Senfsamens (Diplotaxis tenuifolia). Hier tanken die Schwebfliegen Nektar für den langen Flug über die Alpen. Foto: Sebastian Görn

In manchen Mittelgebirgen lässt sich der Zug gut an Bergpässen beobachten. So zum Beispiel am Randecker Maar auf der Schwäbischen Alb. Hier wird unter anderem gezählt, wie viele Schwebfliegen pro Jahr vorbeiziehen. Dabei stellte sich heraus, dass die Zahlen der Schwebfliegen seit 1970 sehr stark zurückgegangen sind, um erschreckende 85–97% (Gatter et al. 2020). Grund für die Abnahme sind wahrscheinlich mehrere vom Menschen verursachte Faktoren wie z.B. Lebensraumverlust, höherer Stickstoffeintrag, zu hoher Einsatz von Pestiziden und der Klimawandel. Dieser starke Rückgang betrifft leider auch häufige Insektenarten wie die Hainschwebfliege.

Es lohnt sich also die Natur zu schützen und die Lebensräume der Schwebfliegen wieder herzustellen, wovon natürlich auch andere Tiere und Pflanzen profitieren. Das gilt übrigens auch für uns Menschen, da wir ebenso wie die Hainschwebfliege auf funktionierende Ökosysteme angewiesen sind – selbst wenn wir es im Alltag nicht bemerken.

Verfasser: T. Frenzel

Literatur zum direkt Nachlesen

  • Gatter, W., Ebenhöh, H., Kima, R., Gatter, W., & Scherer, F. (2020). 50-jährige Untersuchungen an migrierenden Schwebfliegen, Waffenfliegen und Schlupfwespen belegen extreme Rückgänge (Diptera: Syrphidae, Stratiomyidae; Hymenoptera: Ichneumonidae). Entomologische Zeitschrift Schwanfeld, 130(3), 131-142