Die Keulenwespe (Monosapyga clavicornis)

An einer Nisthilfe für Wildbienen mit Hohlräumen - Bambusstäbe oder Bohrlöcher in Holz - sitzen manchmal ab April sehr schlanke, lang gestreckte, etwa einen Zentimeter lange „Wespen“: schwarz mit kleinen gelben Flecken (Abb. 1).

  Hier handelt es sich nicht um Wildbienen, sondern um einen Parasiten von Wildbienen: die Gemeine Keulenwespe (Monosapyga clavicornis). Der Name „Keulenwespe“ rührt übrigens von den am Ende keulenartig verdickten Fühlerenden der Männchen.

  Die Weibchen (am Ende des Abdomens mittig ein weiterer gelber Fleck, Abb. 2, bei den Männchen ist er weißlich gefärbt) warten auf der Nisthilfe auf Wildbienen, die einen Hohlraum in Holz mit Eiern und Proviant (Pollen und Nektar) bestücken: Bevor die Wildbiene den Hohlraum bspw. mit einem Lehmpfropfen verschließt, legt die Keulenwespe ein eigenes Ei dazu.

  In der verschlossenen Brutzelle schlüpft die Wespenlarve früher als die Wildbienenlarve, saugt das Bienenei aus und ernährt sich dann von den Vorräten. Nach mehreren Häutungen und dem Puppenstadium schlüpft die erwachsene Keulenwespe und arbeitet sich durch den Verschluss der Zelle nach außen.

  Die Männchen bleiben nach dem Schlupf in der Nähe der Nisthilfen und begatten die Weibchen sofort nach deren Schlupf.

Abb. 2: Der Hinterleib der weiblichen Gemeinen Keulenwespen zeigt drei gelbe Binden und einen gelben Fleck am Ende, Foto: Joachim Holstein

Abb. 1: Die Fühler der weiblichen Gemeinen Keulenwespen sind nur leicht verdickt, Foto: Joachim Holstein

Es kann übrigens vorkommen, dass nicht nur ein Keulenwespen-Ei sondern sogar mehrere in einer Zelle der Wildbienen abgelegt wird. Dann kämpfen die geschlüpften Keulenwespenlarven mit ihren dolchartigen Kiefern (Mandibeln), bis nur noch eine überlebt.

  Keulenwespen überwintern als erwachsenes Insekt und sind von April bis Juli aktiv. Und auch sie brauchen ein reiches Blütenangebot in ihrem Umfeld, da sie sich - wie die Wildbienen - von Blütennektar ernähren.

 Am Ende fragt sich vielleicht ein/e stolzer Besitzer/in einer Wildbienennisthilfe, ob man die Wildbienen vor den Parasiten schützen kann... Allerdings ist dieser Parasitismus ein natürlicher Vorgang und falls wirklich die Population der Wildbienen in der Nisthilfe zusammen bricht, wird folgerichtig auch die Population der Keulenwespen zusammen brechen. Zudem haben Brutparasiten eine wichtige regulatorische Funktion: Sie verhindern, dass sich eine Art übermäßig vermehrt und damit andere Arten verdrängt. Somit leisten auch Brutparasiten - wie die Gemeine Keulenwespe - einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Artenvielfalt!

Verfasser: M. Rausch