Die Diva im Bienenhotel – Die Natternkopf-Mauerbiene (Hoplitis adunca)

Jeder stolze Besitzer eines Bienenhotels kennt wohl dieses seltsame Gefühl aus Sympathie und Mitleid, wenn im Frühjahr die ersten Hotel-Bewohnerinnen aus ihrem Winterquartier entsteigen, um sich sofort an die Arbeit zu machen und unentwegt Pollen für ihren Nachwuchs zu sammeln. Während in den meisten Teilen Deutschlands die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis, Abb. 1) die mit Abstand häufigste Bewohnerin dieser Bienenhotels darstellt, nimmt im Süden häufig die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta, Abb. 2) diese Spitzenposition ein. Neben diesen „Standardgästen“ können sich aber auch ganz besonders wählerische Bewohner in einem Bienenhotel einfinden.

Abbildung 2: Osmia cornuta, Bild: S. Görn

Eine solche Bewohnerin mit besonders gehobenen Ansprüchen ist die Natternkopf-Mauerbiene (Hoplitis adunca, Abb. 3). Sie bezieht die Nahrung für ihren Nachwuchs nämlich ausschließlich von einer einzigen heimischen Pflanze: Dem Gewöhnlichen Natternkopf (Echium vulgare, Abb. 4). Zudem bevorzugt sie Niströhren, die schon etwas Patina angesetzt haben und meidet ganz frische Nisthilfen. Dort baut sie, abhängig vom vorhandenen Platz, eine bis sieben Brutzellen. Der Nestverschluss der Natternkopf-Mauerbiene enthält neben dem typischen hellbraunen Mörtel auch dunklere abgenagte Holzstücke wodurch man die Nestverschlüsse dieser Art gut von den Nestern anderer Bienen unterscheiden kann. Typische Erkennungsmerkmale für diese Art sind neben der grau-weißen Körperbehaarung der schwarze Hinterleib mit den schmalen weißen Haarbinden sowie die strahlend weiße Bauchbürste der Weibchen (Abb. 5). Die Biene ist vor allem zwischen Juni und Juli, manchmal auch bis in den September hinein zu beobachten. Die Natternkopf-Mauerbiene gilt in Deutschland als mäßig häufig, steht in Baden-Württemberg jedoch auf der Vorwarnliste. Ihre Bestände gehen vor allem dort zurück, wo ihre Nahrungspflanze durch Mahd, Herbizide oder künstliche Begrünung reduziert wurde.

Abbildung 3: Die Natternkopf-Mauerbiene (Hoplitis adunca), Bild: S. Görn

Allerdings nützen Bienenhotels tatsächlich nur wenigen, noch relativ weit verbreiteten Bienenarten. Denn die meisten unserer heimischen Bienen nisten im Boden! So manche „unschöne“ Offenstelle auf der Wiese oder im Garten kann also weit mehr und auch deutlich selteneren Bienenarten ein Zuhause bieten als das beste Bienenhotel! Auch hier gilt also: Wer „Unordnung“ wagt, wird mit einer besonders hohen Vielfalt unserer kleinen fleißigen Mitgeschöpfe belohnt.

Abbildung 5: Ein Weibchen der Natternkopf-Mauerbiene, Bild: S. Görn
Abbildung 1: Osmia bicornis, Bild S. Görn

Umso erfreuter war ich dieses Jahr als ich bemerkte, dass sich in meinem etwas lieblos aus Schilfhalmen und einer Blechdose zusammengeschusterten Bienenhotel gleich eine ganze Reihe an Natternkopf-Mauerbienen eingefunden hatte. Den Rostroten Mauerbienen aus dem direkt benachbarten Bienenhotel (Abb. 6) war es wohl nicht ansehnlich genug, und die Natternkopf-Mauerbienen haben wohl erst noch zwei Jahre gewartet bis es den richtigen „Reifegrad“ erreicht hatte. Zu meinem größten Erstaunen hatte ich also ohne großen Aufwand diese anspruchsvolle Spezialistin angelockt.

Abbildung 4: Der Gewöhnliche Natternkops (Echium vulgare), Bild: S. Görn
Abbildung 6: Bienenhotel, Bild: S. Görn

Verfasser: S. Görn

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