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Putzige Meisterjägerin

Die Zebraspringspinne (Salticus scenicus)


Dank des in unserem Gehirn verankerten Kindchenschemas können wir Menschen uns an allerlei niedlichen Tierchen erfreuen. Große Augen, ein großer runder Kopf und tapsige Bewegungen erheitern von Natur aus unser Herz. Doch wer hätte gedacht, dass diese Merkmale ebenso auf eine ganze Spinnenfamilie zutreffen: die Springspinnen! Denn mit ihren kullerrunden Augen und ihrer hüpfenden Fortbewegungsweise sind Springspinnen an Niedlichkeit kaum zu übertreffen (Abb. 1). 

Von den über 70 heimischen Springspinnen lässt sich eine Art besonders leicht bestimmen – die Zebraspringspinne. Denn ihr Zebrastreifenmuster ist unter den heimischen Spinnen nahezu einzigartig (Abb. 2). Nur die Wespenspinne zeigt ein ähnliches Streifenmuster. Diese ist durch ihren deutlich größeren Körper, den großen Hinterleib und die Lebensweise in Randnetzen aber ganz einfach von der Zebraspringspinne zu unterscheiden (Abb. 3). Springspinnen bauen keine Fangnetze, sondern gehen tagsüber aktiv auf die Jagd. Dabei spielt der Spinnfaden aber trotzdem eine große Rolle. Denn Springspinnen schleichen sich vorsichtig an ihre Beute an – vorzugsweise kleine Insekten wie beispielsweise Blattläuse (Abb. 4) oder Stechmücken – und überwältigen sie dann in einem Sprung. Und damit sie bei einem Misserfolg nicht ins Bodenlose stürzen, sichern sie sich beim Sprung mit einem Sicherheitsfaden ab.

Abbildung 1: Das vergrößerte Vorderaugenpaar ist typisch für Springspinnen. Mit diesem können sie dreidimensional sehen und ihre Beute genau anpeilen. Foto: Sebastian Görn

Zebraspringspinnen sind mit einer Körperlänge von 5-7 Millimetern zwar recht klein, durch ihre hüpfende Fortbewegung und das auffällige Muster sind sie jedoch alles andere als unauffällig und leicht zu erspähen. Sie mögen es sonnig und vegetationsfrei und sind deshalb in der Natur bevorzugt auf Trockenrasen und Felsen zu finden. Diese Habitatpräferenz lockt sie allerdings auch an Gebäudefassaden; so dass man sie auch auf Balkonen und Fensterbänken regelmäßig antreffen kann (Abb. 5). Ist ihnen die Witterung zu nass oder zu kalt, ziehen sie sich in ihren selbstgewebten Wohnsack zurück.

Wie andere Springspinnen auch nähern sich die etwas kleineren Männchen der Zebraspringspinne den Weibchen mit einem Balztanz an. Besonders beeindruckend ist dieses Verhalten bei den - ebenfalls zu den Springspinnen gehörenden - extrem farbenfrohen Pfauenspinnen (Externer Link zu YouTube); diese sind jedoch nicht heimisch und fast ausschließlich in Australien verbreitet. 

Springspinnen sind mit ihren großen Kulleraugen also nicht nur besonders niedlich; sie legen mit ihren Balztänzen und Jagdsprüngen auch einzigartige Verhaltensweisen an den Tag. Zudem umfassen sie mit der einzigen rein vegetarischen Spinnenart Bagheera kiplingi auch eine absolute Kuriosität im Spinnenreich (Externer Link zu Spektrum.de).

Wer also der Zebraspringspinne mit einem strukturreichen Balkon oder Garten ein reichhaltiges Nahrungsangebot liefert, dem bedankt sie sich, indem sie die ein oder andere Stechmücke oder Blattlaus vertilgt.

Verfasser: S. Görn

  • Abbildung 2: Zebraspringspinnen sind durch das Streifenmuster auf Vorder- und Hinterleib – in Kombination mit der hüpfenden Fortbewegung und der geringen Größe von 5-7 mm - in Deutschland unverwechselbar. Foto: Sebastian Görn

  • Abbildung 3: Wespenspinnen haben zwar auch ein Streifenmuster; sie sind aber mit einer Körperlänge bis zu 2 cm deutlich größer als Zebraspringspinnen. Zudem sind sie keine aktiven Jäger, sondern lauern in Randnetzen. Foto: Sebastian Görn


  • Abbildung 4: Die Zebraspringspinne ist ein großer Nützling für Balkonbesitzer, denn Blattläuse und Stechmücken passen genau in ihr Beuteschema. Foto: Sebastian Görn


  • Abbildung 5: Ein strukturreicher Balkon mit vielen heimischen Pflanzen ist nicht nur ein optimales Biotop für Zebraspringspinnen, sondern fördert auch die Insektenvielfalt – wie diese Blattschneiderbiene auf einer Wiesen-Flockenblume. Foto: Sebastian Görn