Wenn es auf der Wiese blüht und klappert: Der Zottige Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus)

 

Ab dem Frühsommer ist auf so manchen Magerwiesen bei leichtem Wind ein eigentümliches Rascheln zu vernehmen. Dabei handelt es sich um die reifen Samen des Zottigen Klappertopfs, die bei Bewegung in den Samenkapseln leise klappern, wodurch die Pflanzengattung der Klappertöpfe ihren Namen erhielt. Von Mai bis September sind die 10 bis 80 cm hohen Pflanzen mit ihren Zitronengelben Blüten und stark gezähnten Deckblättern bevorzugt auf wenig bis ungedüngten Magerwiesen zu finden. Durch seine stark behaarten Blütenkelche (Abb. 1) und Stängel ist der Zottige Klappertopf leicht von ähnlichen Arten zu unterscheiden. Dabei sind die Stängel im Frühjahr meist kleiner und unverzweigt, während  die Pflanzen im Herbst größer und stark verzweigt sind. Dieses Phänomen wird auch   Saisondimorphismus genannt. Obwohl er lokal häufig und in großen Dichten auftreten kann (Abb. 2), ist die Verbreitung des Zottigen Klappertopfes auf die Gebirge, Mittelgebirge und Ebenen im Süden und der Mitte Deutschlands begrenzt, da er stickstoffarme und kalkhaltige Lehm- und Lößböden benötigt.

Abbildung 2: Bei guten Bedingungen, kann der Zottige Klappertopf in großer Anzahl und DIchte auftreten. Foto: S. Bigalk

Wie andere Klappertopfarten ist auch der Zottige Klappertopf ein Halbparasit. Die Pflanzen sind zwar in der Lage, Photosynthese zu betreiben, beziehen aber über spezielle Saugorgane, sogenannte Haustorien, Wasser und Nährstoffe aus den Wurzeln ihrer Wirte. Dabei schmarotzen sie an Süßgräsern und krautigen Pflanzen und können dadurch das Wachstum ihrer Wirtspflanzen stark beeinträchtigen. Dies macht Klappertöpfe als eine von wenigen Pflanzengruppen zu aktiven Wiesengestaltern, da sie die schnellwüchsigen Gräser schwächen und konkurrenzschwächere Pflanzen dadurch fördern können. Eine Schweizer Studie konnte eine Zunahme der Pflanzenvielfalt um 12% nachweisen, wenn etwa ein Drittel der untersuchten Wiesenflächen mit Zottigem Klappertopf bewachsen waren. Die so entstehende Pflanzen- und Strukturvielfalt wiederum ist ein Multiplikator für die Insektenvielfalt auf diesen Wiesen.

Abbildung 3: Eine Erdhummel (Bombus terrestris agg.) sammelt Nektar und den weißlich-gelben Pollen des Zottigen Klappertopfs. Foto: S. Bigalk

Literatur zum direkt Nachlesen

Abbildung 1: Der Zottige Klappertopf ist durch seine zitronengelben Blüten und den stark behaarten Kelch gut zu erkennen. Foto: S. Bigalk

Durch die verwachsene und schmale Blütenröhre sind Nektar und Pollen des Zottigen Klappertopfs nur für einige langrüsselige Hummeln und Schmetterlinge gut zu erreichen. Kurzrüsselige Hummeln (Abb. 3) sind durch ihre Größe in der Lage, sich gewaltsam Zugang zu Nektar und Pollen zu verschaffen. Der Klappertopf-Kapselspanner (Abb. 4) nutzt den Zottige Klappertopf sogar als Nahrungslieferant und Kinderstube für seine Raupen. Diese leben geschützt in den Samenkapseln und ernähren sich dort von den Samen des Zottigen Klappertopfs. Da die Fläche an extensiv genutzten Magerwiesen und damit sein Lebensraum seit langem rückläufig ist, wurde der Klappertopf-Kapselspanner in Baden-Württemberg bereits auf die Vorwarnliste der Roten Liste gesetzt. Auch der Zottige Klappertopf ist auf eine extensive Nutzung seines Lebensraums angewiesen, da er als einjährige Pflanze keine frühe Mahd vor der ersten Samenreife im Juni verträgt.

Abbildung 4: Die Raupen des Klappertopf-Kapselspanners (Perizoma albulata) leben in den Samenkapseln des Klappertopfs und ernähren sich von dessen Samen. Copyright: Patrick Clement https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63728352

  • Aichele, D. und Schwegler, H.-W. 1995. Die Blütenpflanzen Mitteleuropas: Band 4. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart.
  • Boch, S. et al. 2016. Rhinanthus Alectorolophus (Zottiger Klappertopf) kann die Diversität in Wiesen erhöhen. Konferenz der Beauftragten für Natur- und Landschafts schutz, Herisau, Schweiz. 1/2016, pp 20-24(2).   https://kbnl.ch/wp-content/uploads/2016/12/Boch-et-al.-2016-Rhinanthus-Inside_1601.pdf
  • Westrich, P. 1989. Die Wildbienen Baden-Württembergs: Allgemeiner Teil. Ulmer Verlag, Stuttgart.
  • Worm, R. 2020. Die Wiesenfibel. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim.


Verfasser: S. Bigalk