Das Kleine Wiesenvögelchen

(Ceononympha pamphilus)

Die meisten Leute erkennen Tagpfauenauge, Zitronenfalter und vielleicht noch einen Schwalbenschwanz, doch ist die Vielfalt der Schmetterlinge natürlich doch etwas größer. Daher stelle ich heute einen eher unscheinbaren, kleinen Schmetterling vor, den sicherlich jede*r von euch schon einmal gesehen, aber nie erkannt hat: Das Kleine Wiesenvögelchen (s. Abb.1).

Seiner unscheinbaren Erscheinung würde man erst einmal nicht zutrauen, dass dieser ca. 2-3 cm große Falter zur Familie der Edelfalter gehört, also ein kleiner Vetter des Tagpfauenauges ist. Doch sehen wir ihn uns einmal genauer an: Die Flügeloberseiten sind mit ihrem leuchtenden Orange doch eigentlich sehr hübsch, zum Rand hin verdunkeln sich die Flügel in einer braunen Binde. Im oberen Drittel der Vorderflügel befindet sich ein dunkler runder Fleck. An den Innenseiten der Hinterflügel, also dem zum Körper weisenden Rand sind die Flügel gräulich weiß. Nun zur Unterseite. Diese sieht man bei dem Kleinen Wiesenvögelchen meistens, denn ruhig auf einer Blume sitzend hat es die Flügel zusammengeklappt. Das hat etwas mit der Technik zu tun, wie die kleinen Schmetterlinge „Sonne tanken“, man bezeichnet sie daher aufgrund dieser Haltung als seitliche Absorptionssonner. Die Vorderflügel zeigen ebenfalls ein schönes Orange mit einem Fleck. Hier ist der Fleck jedoch größer und zeigt zudem einen weißen Rand und einen weißen Punkt in der Mitte. Auch die Unterseite ist graubraun umrandet. Die Hinterflügel sind gräulich braun mit einem diffusen weißen Streifen, so ist das Kleine Wiesenvögelchen auch gut vor Fressfeinden getarnt. Bei einigen Tieren sind auch hier einige „Augenflecken“ zu sehen, grundsätzlich können diese aber auch weniger ausgeprägt sein. Kein Schmetterling sieht eben aus wie der andere! Zum Schluss werft doch mal einen Blick auf die gestreiften Antennen! Wie bei allen Tagfaltern enden diese Antennen in einer keulenförmigen Verdickung, das ist der große Unterschied zu Motten, welche meistens nachtaktiv sind.

Wiesenvögelchen sind eine Gattung mit ca. 30 Arten, jedoch gehören sie zu den am meisten bedrohten Tagfaltern Europas. Das Kleine Wiesenvögelchen ist eine der wenigen Arten seiner Gattung, die nicht auf der Roten Liste stehen.

Abb. 1: Das Kleine Wiesenvögelchen Coenonympha pamphilus in seiner bevorzugten Sitzhaltung mit zusammengeklappten Flügeln. So sind die Merkmale der Art auf der Flügelunterseite deutlich zu sehen. Foto: Sebastian Görn

Doch was macht so ein Kleines Wiesenvögelchen in seinem Leben? Angefangen als kleines Ei, das von der Schmetterlingsmutter im Gras abgelegt wird, beginnt nach dem Schlüpfen die Zeit des Fressens. Zu der Leibspeise der grünen Raupen gehören verschiedene Süßgräser, wie man sie fast überall finden kann. Daher ist das Kleine Wiesenvögelchen auch ein relativ häufiger Wiesenbewohner, während andere Wiesenvögelchen auf andere Pflanzen spezialisiert sind, diese aber nicht in ausreichender Menge finden können. Die erwachsenen Schmetterlinge hingegen ernähren sich nur noch von Nektar. Wenn es warm und trocken genug ist, können Kleine Wiesenvögelchen bis zu drei Generationen zwischen Februar und November ausbilden, die Raupen gegen Ende des Jahres überwintern dann in Bodennähe.

Nun, einen Schönheitspreis bekommt unser kleiner Edelfalter womöglich nicht, aber dennoch ist er ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems einer Bunten Wiese.

Verfasserin: M. Werner